Die Fantastischen Vier – und ich mittendrin

Ein früher Pressemoment, Musikgeschichte & digitale Steinzeit im Winter 2005

Fotocopyright und Text: maxbosse.com

#maximilianbosse

Die Fantastischen Vier

Jugend, Medien und Musikgeschichte

Wie alles begann – Lauschgift, Kassette und ein bisschen Jugendkultur
Als Teenager hatte ich mir unbedingt das Album „Lauschgift“ von Die Fantastischen Vier auf CD gekauft – ein musikalischer Meilenstein, der meine Jugend geprägt hat.
Doch: Wir hatten damals keine iPods, keine Smartphones. Zuhause stand bei uns eine solide Philips-Stereoanlage mit Kassettendecks. Einen CD-Player für unterwegs? Fehlanzeige.
Also habe ich mir – wie viele andere in meiner Generation – die CD auf Kassette überspielt, um sie später im Walkman oder im Ghetto-Blaster hören zu können. Das war unser Streaming. Das war unsere Cloud.

Skatekultur, Wutang und Fanta4 – wie alles aufeinanderprallte

Wir waren früher alle beeinflusst von der amerikanischen Skateboard-Kultur – Baggy-Jeans, Bandanas, Skate-Sneaker.
Musikalisch liefen bei uns Wu-Tang Clan, Cypress Hill, The Offspring oder Beastie Boys.

Und dann plötzlich: „Jetzt ist sie weck.“

Die Fantastischen Vier – ironisch, clever, ganz anders. Während amerikanischer Rap über Ghettos, Gewalt und Drogen rappte, präsentierten sich Fanta4 fast satirisch.
Sie nahmen das Posen der Hip-Hop-Szene auf die Schippe – mit Augenzwinkern statt Härte.
Aber dann kam Thomas D. mit „Der Krieger“ – ein Song, der tief ging, ehrlich war. Und gleichzeitig zeigte, wie dünn die Grenze zwischen Kunst und Realität oft ist.
Leider rutschen viele Musiker über die Jahre tief in Drogen – nicht selten mit Hilfe von Managern und Produzenten, die daraus Kapital schlagen.

Winter 2005 in Obertauern – Mein erster richtiger Presseauftrag

Kein Führerschein. Also: Postbus.
Pulverschnee, keine Klimadebatten, kein Instagram, kein TikTok. Oben in Obertauern: kaum Internet, keine Powerbanks, WLAN war Zukunftsmusik.
Fotos mit 3 Megabyte hochladen? Nur mit Geduld, einem teuren iMac G5 oder SATA-Tower – und viel Glück.

Genau dort startete mein Einstieg in den Medienbereich.

Ich durfte als Praktikant für einen Fotografen beim Skiopening Obertauern 2005 Fotos machen – und bekam seine Ausrüstung in die Hand gedrückt.
Mein Auftrag: Pressebilder für die Salzburger Nachrichtenr produzieren.
Die Fantastischen Vier – und der Moment, der nie wieder kam!
Es war eine kleine Pressekonferenz. Drei Fotografen – mehr nicht.
Ich nutzte die Gelegenheit, stellte die Fantastischen Vier vor das Obertauern-Schild – und klickte zweimal. Ein klarer, ehrlicher Moment.
Sie lachten. Ganz locker. Ganz sie selbst.

Ein spontaner Moment.

Thomas D hielt eine winzige Digicam in seiner Hand und dann richtete er sie spontan auf mich. Klick. Blitz.
War’s Spaß? Ein Statement? Ein Kommentar?
Sein Foto von mir – habe ich nie zu Gesicht bekommen. Aber ich weiß: Er hat’s gemacht.
Heute würde ich es gerne besitzen. Gerahmt, gegenüber meinem Pressefoto von ihm und meines der Fanta4.
Zwei Bilder. Zwei Blickwinkel. Zwei Geschichten.

Ein Stück Musikgeschichte – durch meine Linse

Die Fantastischen Vier waren für mich nie nur eine Band.
Sie waren der Soundtrack meiner Jugend.
Sie waren der Gegenpol zum Posen, zum Pathos, zum Getto-Glorifizieren.
Sie waren – und sind – der Beweis, dass Musik auch anders kann:
lustig, klug, tief, ehrlich.
Und als ich sie 2005 vor der Kamera hatte, war das für mich ein Ritterschlag. Ein Schlüsselmoment. Ein Startschuss für alles, was später folgte.

Warum ich diese Geschichte heute erzähle

Weil sie zeigt, wie sich Medien, Musik und Technik verändert haben – aber eines gleich bleibt:

Die Leidenschaft, mit der man Geschichten festhält.

Ob auf CD, Kassette oder Instagram-Post.
Ob mit Filmkamera, Handy oder Spiegelreflex.
Die Fantastischen Vier – und ich – mittendrin bleiben.